Mittlerweile ist es wissenschaftlich erwiesen: Wie an einer kalifonischen Universität herausgefunden wurde, führt Schlafmangel durch Anstieg des Stoffes Ghrelin zu einer Gewichtszunahme. Normalerweise wird es im Wachzustand freigesetzt und man wird hungrig. Schläft man aber zu wenig, wird es auch abends und nachts freigesetzt – und der Gang zum Kühlschrank ist vorprogrammiert …. Aber es gibt Möglichkeiten, dies zu verhindern!
Während des Medizinstudiums ist es Voraussetzung, dass man gefühlte Tonnen von Büchern lesen und – schlimmer noch – deren Inhalt behalten muss. Ohne Ausdauer und durchgelernte Nächte konnte man oft gleich seine Sachen packen. Jeder hatte da so seine Strategie … Unmenschliche Willenskraft durch Yoga-Übungen – Aber es war so gar nicht mein Ding, mich auch noch morgens um sechs mit irgendwelchen Freaks auf Kissen zu setzen. Zigaretten – waren mir zu ungesund, vor allem nachdem ich gesehen hatte, wie die ersten Nikotinvergiftungen mit Herzrhythmusstörungen aus dem Wohnheim abtransportierten. Was blieb, waren leckere Süßigkeiten! Nicht selten griff ich zu also zu Kaubonbons, Schoki & Co. Damit konnte ich mich spät abends immer noch einmal eine halbe Stunde konzentrieren und auch meine Laune stieg mit dem Süßkrams …
Klar, dass der Schlafmangel bei so einer Lebensweise vorprogrammiert ist und auch, dass man weniger Lust zum Sport hat, Diese beiden Faktoren – vermehrte Kalorienaufnahme und Sportunlust aufgrund vermehrter Müdigkeit tagsüber reichten mir damals aus, um mir den um fünf Kilogramm auf der Waage nach oben schnellenden Zeiger zu erklären
1. Ghrelin steuert das Wachstum
Der Name Ghrelin erinnert zwar an die Figuren in ,,Herr der Ringe“, ist aber ein englisches Akronym und steht für „Growth Hormone Release Inducing“ („Freisetzung von Wachstumshormonen“). Wird es also freigesetzt, regt es das Wachstumshormon an, weshalb Kinder, die oft bis in die Nacht hinein ,,zocken“ oft nicht so schnell wachsen wie die ,,Vielschläfer“
Nach neueren Erkenntnissen fördert es übrigens auch das Wachstum neuer Hirnzellen und schützt allgemein Zellen vor Umwelteinflüssen, indem es deren Alterung verlangsamt. So bildete sich bei Mäusen, denen Ghrelin gespritzt wurde, vermehrt neuronale Verschaltungen und sie waren bei Lern- und Erinnerungstests besser als ihre Kollegen. Auch Parkinsonpatienten mit Gedächtnisstörungen zeigen im Blut oft sehr geringe Werte von Ghrelin, sodass ihnen vielleicht eine Gabe dieses Stoffes nutzen könnte.
Aber das ist nur ein kleiner Aspekt des vielfältigen Hormons. Den eine der Hauptfunktionen ist die
2. Ghrelin verantwortlich für Hungergefühl
Dabei wird es bei Nahrungsmangel ausgeschüttet, aber auch, wenn sich die Gelegenheit zur Nahrung ergibt … Wir sehen eine Currywurst oder ein Stück Kuchen in der Stadt und riechen den Duft der Backwaren, der nicht ohne Grund aus der Backstube direkt auf die Straße geblasen wird – und schon werden wir, trotz bester Vorsätze, wieder schwach – dank dem Hormon Ghrelin, das uns Hunger signalisiert! Haben wir Nahrung zu uns genommen, sinkt der Spiegel im Blut wieder.
Dabei ist die Geschwindigkeit der Freisetzung abhängig von der Art der Nahrung.
So ist der Spiegel von Ghrelin nach Aufnahme kohlenhydratreichen Speisen etwa nach einer Stunde abgesunken – dann haben wir keinen Hunger mehr und fühlen uns satt. Nach fettreicher Kost wird dieses Gefühl jedoch erst wesentlich später ausgelöst – bis zu etwa drei Stunden könnten theoretisch nach der Nahrungsaufnahme ins Land gehen, bis wir uns, würden wir reines Fett essen, wirklich satt fühlen würden. Wahrscheinlich würde uns aber vorher schlecht! Deshalb bestehen selbst die fett-triefensden Fish & Chips aus Fett und Kohlenhydraten! Auch der Zucker-Nachtisch, auf den wir oft nach einem ,,reichhaltigen“ Essen mit viel Fett noch Lust haben, beruht auf dieser Tatsache.
3. Ghrelin wird auch bei Schlafmangel abgegeben
Auch Schlafmangel kann, wie Nahrungsmangel, zu einer erhöhten Ghrelin-Ausschüttung führen. Warum? Klar, ein erneuter Zuckerschub gibt neue Energie und ermöglicht Leistung, wie ich schon während des Studiums instinktiv bemerkt hatte! Dadurch stürzen wir uns aber auch auf den Kühlschrank, wenn wir morgens um zwei von der rauschenden Party nach Hause kommen und mampfen ein Käse- oder Wurststück nach dem anderen … obwohl es meist nicht so ist, dass es auf der Party nichts gegeben hätte.
4. Hinweise auf Freisetzung auch bei Ängsten, schlechter Laune oder Depressionen – dann macht es uns glücklich!
Diese Vermutung, die sich aus neueren Studien ergeben hat, würde auch erklären, wieso wir an stressigen Tagen oder Depressionen gerne essen und so so manche ,,Stresspfunde“ entstehen!
5. Gherlin verlangsamt auch den Stoffwechsel und vermindert die Fettverbrennung
Durch diese zusätzliche Eigenschaft läßt sich beispielsweise bei Hungersnöten wertvolle Energie sparen.
,,Sattmacher“ -Hormon Leptin: Gegenspieler von Ghrelin
Es gibt aber noch einen zweiten Stoff, der an der Gewichtsentwicklung beteiligt ist: Das sogenannte Leptin, das als Gegenspieler fungiert. Es wird im Nachtschlaf freigesetzt und hemmt das Auftreten von Hungergefühlen – man fühlt sich also satt, wenn es ausgeschüttet wird.
Darüber hinaus stimuliert Leptin die Ausschüttung von zwei anderen Stoffen, die ebenfalls eine wichtig Rolle im Körper spielen: Insulin, welches quasi als Pförtner die Zellen öffnet, um die Kohlenhydrate in ihr zu speichern und auch die Freisetzung des sogenannten ,,Stresshormons “ Cortisol. Zu den weiteren Funktionen von Leptin gehören die Unterstützung des Knochen-Aufbaus und Anregung des sympathischen Nervensystems
Man hat zudem herausgefunden, dass Menschen mit unregelmäßigen Schlafmustern nicht nur mehr wogen, sondern auch hatten auch einen höheren Blutzuckerspiegel einen höheren Blutdruck hatten. man nun ständig mehr isst, als man wirklich braucht, wird fast ununterbrochen Leptin freigesetzt und der Körper stumpft gegen das Leptin ab. Dies nennt man ,,Resistenz“
Also wird das Fett gespeichert, was Übergewicht begünstigt. Übrigens kann auch Stress zu so einer Abstumpfung führen.
Was kann man also tun, dass die beiden Hormone ,,Hungerhormon“ Ghrelin und ,,Satthormon“ Leptin im Gleichgewicht bleiben und die Gewichtszunahme ausbleibt?
1. ausreichend Schlaf
Natürlich ist mindestens sieben bis acht Stunden Schlaf tatsächlich wichtig! Durch die appetitzügelnde Wirkung des Leptins kann der Körper gut bis zu zwölf Stunden ohne Nahrungsaufnahme auszukommen. Nachts noch zu Essen sollte man nach Möglichkeit vermeiden! Denn im Gegenzug macht wenig Schlafen dick!
Für eine gute Schlafkultur sollte man
- nach 18 Uhr möglichst nicht mehr schwer oder/und viel essen.
- abends bereits frühzeitig zur Ruhe kommen, d.h. keine aufregenden Filme/Streitereien mehr anschauen.
- Rituale einbauen, die man mag, z.B. Entspannungsyoga, ein gutes Buch, schöne Musik, zeichnen, Tee…
- 6-8 Stunden schlafen.
- sich eine gewisse Regelmäßigkeit angewöhnen, wann man zu Bett geht und wann m,an aufsteht.
- in der Regel schon vor Mitternacht einschlafen, wobei die Auffassung, dass dieser Schlaf am wertvollsten ist, mittlerweile kontrovers diskutiert wird.
- Hilfe mit pflanzlichen Präparaten, z.B. Hopfen, Lavendel, Melisse, … wirken entspannend.
- Hilfe durch das Hormon Melationin, das v.a. bei Einschlafstörungen hilft, in Retardverarbeitung auch zum Durchschlafen.
2. Essenspausen
Wie auch schon im anderen Zusammenhang (Insulinresistenz) erwähnt, sind regelmäßige Mahlzeiten mit Ess-Pausen von mehreren Stunden wichtig! So sind 3-4 Mahlzeiten täglich günstig, wobei die letzte nach Möglichkeit nicht nach 19 Uhr beendet sein sollte. Wenn man später etwas essen möchte, sollte man sich in der Regel auf kleine Snacks, beispielsweise einen kleinen Salat, Nüsse oder etwas Obst oder auch eine kleine Tasse Milch mit wenig Honig vor dem ins-Bett-gehen (enthält Tryptophan und hilft beim ,,glücklichen“ Einschlafen), beschränken.
3. Die ,,richtige“ Ernährung
Auch, was wir Essen sollten wir gut überlegen. Eine ausgewogene Zusammensetzung aus Lebensmittel, die zum Teil auch den Leptinspiegel erhöhen, ist optimal!
Empfehlenswerte Nahrungsmittel sind
- viel Gemüse (Sellerie, Brokkoli, Kohl, Artischocken, … )
- Obst, wobei Beeren beispielsweise viel Ellagsäure enthalten, die die Leptin Sensitivität im Gehirn steigert, sodass das Hungergefühl abnimmt.
- Nüsse,
- länger verdaubare (,,komplexe“) Kohlenhydrate, die aus chemisch aneinander geketteten Zuckermolekülen bestehen. Leichtverdauliche Kohlenhydrate wie Brötchen und Süßigkeiten enthalten kaum Vitamine und Mineralstoffe und haben einen geringen Sättigungswert.
- Eiweiß (mageres Fleisch, fetter Fisch mit Omega-3 Fettsäuren, die Entzündungen verhindern und die Leptinsensibilität steigern) wenig Fett und kaum Zucker
- Spirulina mit pflanzlichen Proteinen und vielen Mikronährstoffen,
- Gewürze wie Zimt, Anis, Thymian, Ingwer, Basilikum, Rosmarin, Kümmel, und Cayenne-Pfeffer …
- Grüner Tee und Kaffee steigern übrigens auch den Leptinspiegel, aber es bildet sich nach einiger Zeit eine Toleranz!
4. Sport treiben
Auch mäßiger Sport und Bewegung tragen zu einer Balance der beiden Hormone bei, denn auch dadurch wird Leptin freigesetzt, warum beispielsweise nach einer Jogging- oder Fitness-Runde oft nicht gleich etwas essen möchte. Dies war bis vor kurzem für den Menschen noch sinnvoll, denn in der Natur bedeutete starke Bewegung oft Flucht. Wenn diese beendet war, wurde mit dem Hunger etwas gewartet, denn die Flucht hätte schließlich weitergehen können, wobei ein voller Magen gehindert hätte …
Außerdem bleibt durch Sport die Reaktionsfähigkeit der Leptin-Rezeptoren weitestgehend erhalten, Wenn Sport aber zu ,,stressig“ wird, wird vermehrt Cortisol ausgeschüttet, das wiederum Hunger hervorruft … und zu Müdigkeit führt.
5. Regelmäßiger Lebensablauf
Des weiteren ist auch auf eine Regelmäßigkeit der gesamten Lebensführung (Schlaf, Essen, Sport,…) wegen der aufeinander abgestimmten Zyklen von Leptin und Ghrelin zu achten. Gerade diese Regelmäßigkeit ist übrigens auch für die für die Herz- und Stoffwechselgesundheit bei älteren Menschen sehr wichtig!
6. Bei einer Diät: ein Normal-Ess-Tag die Woche
Möchte man abnehmen, senkt der Körper nach etwa einer Woche Diät automatisch den Leptin-Spiegel und verlangsamt den Stoffwechsel. Die Gewichtsabnahme wird langsamer und man fühlt sich müder. Deshalb sollte man regelmäßig an einem Tag in der Woche wieder ,,normal“ essen, danach aber die Diät strikt weiterführen, damit sich Leptin nicht an weniger Nahrung ,,gewöhnt“.
Mit diesem Wissen kann man sich auf die Steuermechanismen des Körpers einstellen und sie zu seinem Vorteil nutzen! Sicher werden in Zukunft noch weitere Fakten zutage treten, die das Gewichtsmanagement in Verbindung mit den Schlafgewohnheiten signifikant verändern werden.
So, das war es auch schon, bleibt mir, Euch Lesern heute abend eine ,,Gute, erholsame Nacht“ zu wünschen und morgen einen frischen, ausgeruhten Tag!
Verwendete Literatur
- Fluorescent blood–brain barrier tracing shows intact leptin transport in obese mice., Harrison, Luke, Schriever, Sonja C., Feuchtinger, Annette, Kyriakou, Eleni, Baumann, Peter, Pfuhlmann, Katrin, Messias, Ana C., Walch, Axel, Tschöp, Matthias H. & Pfluger, Paul T. (2018). International Journal of Obesity, doi:10.1038/s41366-018-0221-z. (Stangl, 2019).
- Leptin-Ghrelin-Balance: Schlaf und Körpergewicht. Werner Stangls Arbeitsblätter-News.Stangl, W. (2019). WWW: https://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/leptin-ghrelin-balance-schlaf-und-koerpergewicht/ (2019-12-09).
- Validation of the sleep regularity index in older adults and associations with cardiometabolic risk (Lunsford-Avery et al., 2018 JR Lunsford–Avery, MM Engelhard, AM Navar… – Scientific reports, 2018 – nature.com
- Nonadipose tissue production of leptin: leptin as a novel placenta-derived hormone in humans.,H. Masuzaki, Y. Ogawa, N. Sagawa, K. Hosoda, T. Matsumoto, H. Mise, H. Nishimura, Y. Yoshimasa, I. Tanaka, T. Mori, K. Nakao: In: Nature medicine. Band 3, Nummer 9, September 1997, S. 1029–1033, PMID 9288733.
- Alterations in the dynamics of circulating ghrelin, adiponectin, and leptin in human obesity. Yildiz BO, Suchard MA, Wong ML, McCann SM, Licinio J:In: Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A.. 101, Nr. 28, Juli 2004, S. 10434–9. doi:10.1073/pnas.0403465101. PMID 15231997. PMC 478601 (freier Volltext).
Ich finde Deinen Artikel wirklich faszinierend, doch vielleicht kommt er für mich ein paar Jahre zu spät, aber eines vergesse ich selten, nämlich vor dem Einkaufen etwas zu essen, sonst landet zu viel Plunder im Einkaufswagen! Übrigens hast Du einen sehr lustigen freudschen Verschreiber eingebaut, das „Schlagzimmer“! Ich musste sehr lachen und das ist ja bekanntlich gesund 🙂 Allerbeste Grüße zu Dir liebe Dr. Nessy!
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Lieber Arno! Jetzt habe ich glatt vergessen, meinen Kommentar abzuschicken, so sorry! Aber so ist das, wenn dauernd was anderes ist! Also: zunächst danke für den supi-dupi Kommentar! Das mit dem Essen VOR dem Einkaufen ist natürlich auch ein guter Tipp, den ich (leider!) weniger beherzige! Aber dann bin ich immer froh, wenn ich so richtig Lust auf etwas habe und es ist da! Gerne verkrümmel ich auch mein Auto bereits auf der Heimfahrt… Aber das bleibt unter uns! Ja und so ein ,,Schlagzimmer“ sollte in keinem Haushalt mit pubertierenden … Nein , just a joke, und dazu ein gaanz bööser! Aber manchmal, wenn ich wieder eine ,,Sauerei“ wegputze, kommen so Gedanken in einem hoch … Und sag´jetzt nicht, ,,dann putz halt nicht“! Denn so einfach ist es wiederum auch nicht!
Dir einen wunderschönen Tag, Nessy
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Das mit dem putzen wollen kenne ich, nur sind die Dreckansamlungen von meinen Vierbeinern 😀 Hab ein fabelhaftes Wochenende liebe Nessy!
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