Patientenfrage zur Sicherheit von verschiedenen Verhütungsmethoden :
Mich würde mal aus dem Alltag von Ärzten interessieren, welche Methoden am sichersten und am unsichersten sind? Also bei welchen Methoden kommen wirklich am häufigsten ungewollte Schwangerschaften vor? Die Pille wird ja immer als DAS super sichere Mittel gepriesen, aber letzten Endes hängt die Sicherheit ja von der Einnahme ab und ich habe sogar mal gelesen, dass damit bis zu 6! von 100 Frauen/Jahr schwanger werden. Kannst du as so nachvollziehen? Wie sieht es bei Kupfer/Hormon-Spiralen aus? Und was hältst du von der Kupferkette? Die wird ja im Moment total gehyped!
LG von einer stillen Mitleserin:)
Antwort auf diese spannenden Frage findest Du im folgenden Artikel!
Danke für Deine guten Fragen!
Da dies sicherlich noch mehr Mädels interessiert, habe ich dieser Frage etwas mehr Raum gegeben … Allerdings kann ich natürlich für die Angaben keine statistische Garantien geben – es handelt sich hier um meine persönliche Erinnerungen! Es ist natürlich auch klar, dass Du Dich für die Anwendung an Deinen Frauenarzt wenden musst, der Dich kennt. Hier kann ich leider nur allgemeine Empfehlungen geben, die Dir aber helfen können, Dich zu informieren.
Schwangerschaften unter Pilleneinnahme
Ich habe in den mindestens 10 Jahren meiner praktischen Tätigkeit in der Gynäkologie etwa 4 Schwangerschaften unter Pilleneinnahme beobachtet, allesamt bei Mädels unter 17 Jahren, die wahrscheinlich auf Anwendungs-Unzuverlässigkeiten beruht haben. Darunter Mädels, die in jungen Jahren sehr viel Verkehr hatten und /oder gerne auch einmal einen über den Durst getrunken haben und/oder haben oder sich häufig erbrachen! Eine, die ich nicht vergessen habe, kam mit der romantischen Vorstellung, durch ein Kind einen ,,tollen Jungen“ binden zu können… und hat mit der Pille ,,etwas gemogelt“, wie sie augenzwinkernd mitteilte. Unter zuverlässiger Einnahme habe ich also keine SS unter Pilleneinnahme gesehen. Übrigens auch nicht, wenn die Pille einmal vergessen wurde, was auch öfter vorkam …
Kupfer-Spiralen (IUP)
Kupfer-Spiralen werden häufig bei Frauen mit abgeschlossener Familienplanung benutzt. Für junge Mädels sind sie nicht so gut geeignet, da sie im Extremfall zu Entzündungen führen können, die in noch selteneren Fällen zu Unfruchtbarkeit führen. Dies ist aber nur ein kleiner Teilaspekt. Häufiger kommt es zu relativ starke Blutungen , zum einen durch die lokale Reizung, zum anderen aber auch subjektiv im Vergleich mit der Pille, weil es sich um eine,,normale“ Blutung und nicht um eine ,,Hormonentzugsblutung“, wie unter der Pille handelt. In seltenen Fällen können sie auch verrutschen und dann nicht mehr richtig wirken. Außerdem kann die Kupferspirale bei nicht ausgewachsenen Uterus eher zu Beschwerden führen, obwohl es mittlerweile auch kleinere Kupferspiralen gibt. Besonders das Einlegen kann bei manchen Frauen schmerzhaft sein und ist wie die Entfernung in Einzelfällen, wenn die Patientin dabei starke Schmerzen verspürt, nur in Vollnarkose möglich. Merken wir das während des Versuches, brechen wir ab und bei manchen planen wir die Einlage/ Entfernung von vorne herein in Narkose, wenn z.B. sowieso eine Ausschabung gemacht werden soll oder die Patientinnen sehr schmerzempfindlich sind und dies wünschen. Die meisten Frauen vertragen sie die Kupferspirale aber sehr gut und haben keinerlei Probleme. Dann ist sie super: Sie greift nicht in den Hormonhaushalt ein und die Frau muß sich keinen Kopf mehr über die Verhütung machen, denn wenn der erste Kontrolltermin nach etwa 4 Wochen, bei dem die Lage überprüft wird, vorbei ist, verrutscht sie nur noch sehr selten. Komischerweise gibt es tatsächlich Frauen, bei der sie immer wieder rutscht, da sollten andere Intrauterinsysteme herausgesucht werden.
Ich habe etwa 6 Schwangerschaften unter der Kupferspirale gesehen, sowohl bei verrutschten Systemen als auch bei normal liegendem IUP. Dabei kann ich mich an zwei Eileiter-Schwangerschaften erinnern, die in der Frühschwangerschaft operativ beendet werden müssen, da sonst die Gefahr der Eileiterruptur oder Stildrehung besteht!
Hormonspiralen
geben das Hormon Levonorgestrel ab, worunter es nach kurzer Zeit meist zum Sistieren der Regelblutung kommt. Hierunter sahen wir bis heute keine Schwangerschaften! Da es sich um eine Gestagen-Verhütung handelt, ist die hormonelle Belastung weniger hoch wie bei der Pille. Zudem gibt es verschiedene, auch kleine Systeme mit sehr geringen Hormondosen, die auch für jüngere Mädchen geeignet sind. Sie verrutschen nur selten und sind meist problemlos. Für die Einlage/Entfernung gilt das Gleiche wie bei der Kupferspirale.
Erfahrungen mit Kupferketten
Von der Kupferkette waren wir anfangs begeistert. Allerdings stellten wir fest, dass man mit ihr doch häufiger Probleme hat, trotz erfahrenen Gynäkologen, die Schulungen besucht haben! Das Befestigen klappte zwar meist ganz gut, allerdings wurde sie doch manchmal ausgestoßen und es gab Berichte von Gebärmutterverletzungen, die uns unverhältnismäßig hoch erschienen. Die Gefahr der Perforationen (Durchstoßen der Gebärmutter) ist erhöht – zum einen beim Legen, zum anderen durch Entzündungen im Bereich des Knotens, die dann durch die Gebärmutterwand wandert, zum dritten durch die Entfernung der Kette. Diese Perforationen müssen zum großen Teil operativ versorgt werden. Deshalb nahmen wir sie aus unserem Empfehlungs-Programm und setzen sie nur noch auf ausdrücklichen Wunsch ein. Schwangerschaften haben wir darunter zwar keine gesehen, aber dafür reichen auch die Zahlen nicht! Dies soll nicht heißen, dass es immer Probleme gibt! Aber Du fragst ja nach Erfahrungen …
Verhütungsball

Auch wenn er mittlerweile in verschiedenen Größen zu haben ist, hat er sich in unserer Praxis noch nicht wirklich durchgesetzt, sodaß wir damit (noch) zu wenig Erfahrung haben.
Natürliche, mechanische oder alternative Verhütung
Wenn man seinen Körper gut kennt, sich auf das Abenteuer Körper einlassen möchte und auch eine ungewollte Schwangerschaft akzeptieren würde, falls man denn zu den 1-5% gehören würde, bei denen diese (gerechnet auf 100 Anwendungsjahren) statistisch auftritt, ist auch eine natürliche Verhütung nicht von der Hand zu weisen. Viele Frauen sind damit sehr glücklich, obwohl sie etwas Mühe macht! Manche Frauen haben 20 Jahre damit verhütet!
Bei diesen Methoden, unter der ich bei verantwortungsbewußten Frauen übrigens nur eine einzige ungewollte Schwangerschaft erlebt habe, bei deren Entstehung das Kondom geplatzt war, ist natürlich die Belastung des Körpers am geringsten!
Einzeln haben diese Methoden allerdings nicht die hohe Sicherheit der Pille (1-20 Schwangerschaften auf 100 Anwendungsjahre).
Der Trick, sie sicherer zu machen, liegt darin, sie zu kombinieren. Am besten funktionieren sie, wenn man den Körper gut kennt, weiß wie der Zyklus kommt, was ihn beeinflußt und optimalerweise, wann der Eisprung kommt. Dies erkennen manche Frauen am sogenannten ,,Mittelschmerz“ der dabei eintreten kann. Ein anderer Hinweis ist der, dass der Schleim aus der Scheide sich um den Eisprung in Fäden ziehen läßt (sogenannte Spinnbarkeit des Zervixschleimes). Außerdem soll es zu einem Temperaturanstieg kommen, was sich in der Praxis ales relativ unzuverlässig erwiesen hat, denn bei den meisten Temperaturkurven, die ich gesehen habe, war dieser nicht zu erkennen, was nicht zwangsweise auf einen fehlenden Eisprung hinweist, sondern eher auf eine heutzutage oft unregelmäßige Lebensweise. Die Berechnung der fruchtbaren Tage Sie kombiniert dann die Methoden und setzt in den fruchtbaren Tagen ein Diaphragma ein und/ oder benutzt ein Kondom, wahlweise kommt auch eine spermizide Creme/Zäpfchen zum Einsatz.
Hallo,
welche Verhütungsmethode würdest du für jemanden empfehlen, der 22 ist und vollständig ohne Hormone verhüten möchte, kein Kind geboren hat und gesund ist? Mein Gynäkologe versuchet mir leider immer nur eine „Hormonspirale“(400€!) aufzuschwatzen, aber da habe ich kein gutes Gefühl dabei… LG, eine Leserin.
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