Die dauerhaft zugeschwollene Nase (Nasenmuschelhyperplasie) hat sich zu einer Volkskrankheit entwickelt. Sprays sind nicht immer die beste Lösung. Hier geht es um moderne Alternativen und wichtige Fakten.
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Die dauerhaft verstopfte Nase (Nasenmuschelhyperlplasie)
Der Fall einer Patientin
Gaby wacht wieder einmal irgendwann, mitten in der Nacht, auf, ringt nach Luft und merkt, dass ihr Mund offen steht und die Nase wieder einmal völlig verstopft ist. Mist! Sie setzt sich auf und greift nach den Nasentropfen mit Xylometazolin und Dexpanthenol, die auf dem Nachtischchen schon griffbereit stehen und sprüht erst einmal kräftig in beide Nasenlöcher. Dann schnäuzt sie sich ein paarmal kräftig, bevor sich die Nasenlöcher wieder ein wenig Luft durchlassen . ,, Okay, ist nicht richtig“, denkt sie sich, ,,aber ich muss schlafen und Dexpanthenol soll ja heilend wirken…“. Dann dreht sie sich auf ihrem Kissenberg um, denn sie hat bemerkt, dass ein erhöhter Oberkörper die Nase nicht so schnell zuschwellen läßt, da ist auch schon wieder eingeschlafen …
So oder so ähnlich wie Gaby geht es mittlerweile mehr als 100.000 Menschen in in Deutschland. Seit Jahren leiden sie unter einer verstopften Nase, mal mehr, mal weniger und wie es genau angefangen hat, wissen sie oft schon gar nicht mehr.
Folgen einer verstopften Nase
Gerade jetzt im Winter ist sie besonders lästig: Die geschwollenen Nase, die die Nasenatmung behindern, zum Schnarchen führen und uns um eine gute Schlafqualität bringen kann. Oft fängt es mit einer Erkältung an, aber bei vielen wird das Problem chronisch und sie greifen regelmäßig, aber mindestens mehr als einmal im Monat zum Nasen Tropfen- oder -Spray Fläschchen.
Eine weiter Folge der geschwollenen Nase sind chronische Infekte, weil sich die Keime in der Nase sammeln und das Sekret nicht richtig abfließt. Dadurch können Nasenneben-/Stirnhöhlen- oder Innenohr-Entzündungen begünstigt werden. Chronischer Schnupfen und mangelnde Versorgung mit Sauerstoff sowie der Schlafmangel können auch zu chronischer Müdigkeit und /oder einer Schwächung des Immunsystems führen, was letztendlich auch weitere Komplikationen, wie eine Lungenentzündung oder sogar eine Schwächung des Herzens zur Folge haben kann.
Wie kommt es eigentlich zu einer verstopften Nase?
Wenn die Luft durch die Nase strömt, wird sie erwärmt und durch den Schleim befeuchtet, außerdem filtern die feinen Härchen Staub heraus, der dann vom Schleim umschlossen und nach draußen abtransportiert wird.
Werden nun die sogenannten Conchae, die Nasenmuscheln im Inneren, gereizt, schwellen sie an. Reizungen werden verursacht durch
- stärkerer Allergene bei allergischen Menschen, wie Hausstaub, Pollen oder Gräser aber auch bei normalen Menschen
- Noxen wie Reizgase oder eine ,,Overload“-Situation wie Smog/Feinstaub bei manchen Wetterlagen in Großstätten
- Umweltreize wie extreme Kälte oder Wärme.
Sinn des Anschwellens ist es, durch die vergrößerte Fläche die Filterfunktion zu vergrößern, damit die Lunge geschützt wird. Dies passiert auch bei Trockenheit, z.B. im Winter, wenn wir nachts staubige, trockene Heizungsluft einatmen müssen … Aber auch bei der einfachen Erkältung, bei der meist Viren eine Entzündung der Nase verursachen. Generell kommt es durch eine Weitstellung der Gefäße zu einer gesteigerten Durchblutung und damit zu einem Anschwellen der Nasenmuscheln.
Der ,,Trick“ aus der Natur
Aber die Natur hat einen Mechanismus eingebaut, der die geschwollenen Nasenmuscheln, so heißen die ,,Schwellkörper“ in der Nase, schnell wieder abschwellen läßt. Ist der Körper in Alarmbereitschaft, so wird Adrenalin ausgeschüttet, welches, neben anderen Veränderungen des Körpers, die eine schnelle Flucht ermöglichen, sofort für freie Bahn der Luft durch die Nase in die Lunge sorgt. deshalb führen auch andere Adrenalin ähnliche Stoffe (Sympathomimetika) wie Xylometazolin oder zum Abschwellen der Nase.
Privinismus (Rhinitis medicamentosa)
Mittlerweile hat er sich zu einer Volkskrankheit entwickelt: Der Privinismus. Damit ist die Gewöhnung der Nase an Nasentropfen- oder – Sprays gemeint. Manche sprechen gar von einer Sucht, denn ohne diese Medikamente schwillt die Nase schnell wieder unangenehm zu, was den Patienten veranlasst, immer wieder zum Fläschchen zu greifen, sogar wenn die ursprüngliche Ursache der Schwellung, z.B. ein Schnupfen, längst vorbei ist. Dies führt nicht selten zu sogenannten einer Nasenmuschelhyperplasie, besonders der unteren Nasenmuscheln. Warum, weiß man noch nicht genau. Fest steht, dass immer mehr Menschen, besonders nachts, nur erschwert Luft durch die Nase bekommen. Da wird der Griff zum Nasenspray-Fläschchen schnell zur Gewohnheit.
Nasen-Tropfen oder -Sprays
Was ist besser? Spray oder Tropfen? Geeignete Hygienemaßnahmen
Zwar haben die Tropfen den Vorteil, dass man sie tiefer in die Nase einführen kann und dann direkt zwischen die geschwollene Nasenmuscheln kommt. Allerdings verunreinigt das Fläschchen schnell, da leicht Nasensekret aufgesaugt werden kann. Deshalb sollte man die Pipette gedrückt halten, bis man sie wieder aus der Nase herausgezogen und unter fließendem Wasser abgespült hat. Danach muss man sie unterm Wasserhahn ein paar Mal auf- und abpumpen und dann ausgedrückt wieder ins Fläschchen zurückstellen. Bei Sprays ist dieses Risiko wesentlich geringer, dennoch sollte auch hier der Ansatz nach jedem Gebrauch abgespült werden. Es versteht sich von selbst, dass nur eine Person die Nasentropfen benutzen sollte und das Fläschchen nach Gebrauch entsorgt werden sollte. Bitte keinesfalls bis zum nächsten Schnupfen aufheben!
Was tun, wenn die Nase trotzdem ,,zu“ bleibt?
Bei einer stark zugeschwollenen Nase erreichen Sprays manchmal zuerst nur den vorderen Teil der Nase. Hat man einen heftigen Schnupfen, kann es sein, dass man mehrmals sprühen muss, bis auch der hintere Teil abgeschwollen ist. Ein anderer Tipp ist der, dass man ein Wattestäbchen mit der Flüssigkeit tränkt und dieses in die Nase einführt, damit man die zugeschwollenen Schleimhäute erreicht.
Unerwünschte Nebenwirkungen der Nasensprays und-Tropfen
Dabei können die verwendeten Substanzen, oft Katecholamin-Abkömmlinge, nicht nur bei längerem Gebrauch die Nase nach Wirkungsende umso stärker wieder anschwellen lassen, sondern auch an sich Nebenwirkungen wie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen begünstigen. Deshalb wird empfohlen, Nasensprays und-Tropfen mit solchen Substanzen (z.B. Xylometazolin) nicht länger als eine Woche ohne Rücksprache mit dem Arzt anzuwenden, damit diese Gewöhnung nicht stattfindet. Allerdings reicht das vielen nicht aus. Denn der Effekt dieser Medikamente ist bei einer verstopften Nase sehr angenehm: Sie wirken binnen weniger Minuten abschwellend auf die Nasenmuscheln, Luft und Sekret haben wieder freien Durchgang..
Die Mähr von der ,,Stinknase“
In der Literatur liest man immer wieder von einer sogenannten ,,Stinknase“, bei der das Naseninnere ,,total entzündet und verkrustet“ sei und ,,von gelblichen, übel riechenden Belägen überzogen“, die ein Sozialleben unerträglich machen würden. Das ist natürlich ein schönes Bild, um jemanden den Griff ans Fläschchen madig zu machen. In der Realität dürfte allerdings dieser ,,Ausgang“ des Privinismus doch eher selten sein, besonders dann, wenn, wie bei den neueren Nasentropfen, eben jenes Dexpanthenol zugesetzt ist, das entzündungslindernd auf das Nasengewebe wirkt, Dennoch möchte ich das Problem natürlich nicht verharmlosen…
Alternativen zum Abschwellen der Nasenmuscheln
Salzwasser-Spray (z.B. Meerwasserspray) / -Tropfen
Allerdings gibt es mittlerweile auch andere Möglichkeiten. Denn auch Salzwasser wirkt ,,astringierend“ also ,,zusammenziehend“ und damit abschwellend auf das Gewebe. So gibt es Meerwassersprays, die bei manchen gut hilft. Auch zur Verdünnung von Xylometazolin eignet es sich gut. So kann man, hat sich die Nase erst einmal an die Nasentropfen gewöhnt, an solche für Säuglinge zurückgreifen, die eine geringere Konzentration haben und dann mit der ungefährlichen Kochsalzlösung weiter sukzessive verdünnen. Diese bekommt man in der Apotheke (NaCl-Injektionslösung).
Salzwasserspülung
Eine andere Möglichkeit bei Erkältungen/verstopfter Nase sind Salzwasser-Spülungen. Dabei wird die Nase gespült. Auch das wirkt zum einen abschwellend, zum anderen werden dadurch aber auch die Keime nach draußen gespült. Der Vorteil ist, dass das Wasser so auch in die Ritzen kommt. Bei Erkältung ist also das Nasenspülen empfehlenswert. Gerade auch dann, wenn man sonst zu viele Nasentropfen verbrauchen würde.
Besteht die Gewöhnung noch nicht lange, ist der Spuk dann auch oft wieder schnell vorbei. Was aber, wenn man, wie viele Menschen, eigentlich schon seit der Kindheit immer wieder unter einer verstopfen Nase leidet und deshalb vielleicht sogar dauernd Nasentropfen zu sich nimmt?
Nasenspreizer / Nasenspirale
Es gibt seit nicht allzu langer Zeit allerdings noch eine weitere Möglichkeit. Das sind sogenannte mechanische Nasenöffner in verschiedenen Größen, meist aus Silikon. Sie stellen die Nasenpassage wieder her, indem sie die Nasenflügel von innen aufdehnen. dies kann sehr hilfreich sein und die Nasentropfen, besonders nachts, ersetzen, allerdings ist es wichtig, das richtige Modell und die die richtige Größe zu finden. Wichtig ist auch, dass das Material weich ist, da sonst Gewebe durch den starken Druck absterben kann.
Nasenpflaster
Auch das ist eine Möglichkeit. Es gibt ein relativ starkes Pflaster, welches auf den Nasenrücken geklebt wird und die Haut samt dem darunter gelegenen Gewebe zusammenziehen und so die Nasenwände so anheben, dass das Lumen der geschwollenen Nase wieder vergrößert wird.
5. Nasenmuschel- und Nasenscheidewand-Operation
In einigen wenigen Fällen ist auch eine Operation indiziert. Ist die Luftzufuhr durch vergrößerte Nasenmuscheln erschwert, so können diese durch unterschiedliche Verfahren verkleinert werden, wie z.B. durch eine ,,anteriore Turbinoplastik“, ,,Radiofrequenz-Ablation“ oder ,,Dioden-Laser-Ablation“, wobei es sich bei allen drei Nasenmuscheloperationstechniken um schleimhautschonende Verfahren handelt. Dabei werden die vergrößerte Nasenmuscheln, meist unter lokaler Betäubung, auf verschiedene Arten verkleinert.
Ist zusätzlich die Nasenscheidewand verkrümmt (Septumdeviation), wird oft auch noch eine Septumplastik (Zertrümmerung mit Rekonstruktion) durchgeführt. Natürlich ist letzteres eine richtig Operation und besonders die ersten Tage nach der Operation sind doch ein wenig unangenehm, weil dann die Nasenatmung noch erschwert ist und besonders nach einer Septumplastik auch Wund-Schmerzen auftreten können.
FAZIT: Was also tun?
So, das waren die groben Möglichkeiten, die es gibt … Hat sich bei Euch ein sogenannter ,,Privinismus“ entwickelt, so besprecht Ihr am besten mit Eurem Doc die richtige Therapie-Möglichkeit.
Es gibt Kollegen, die befürworten das Absetzen der Tropfen von heute auf morgen, andere finden ein langsames Abgewöhnen mit einer Verringerung der Konzentration (siehe oben) sinnvoller und angenehmer für den Patienten, wieder andere kombinieren die Methoden miteinander und ein kleiner Rest sieht nichts Schlechtes dabei, auch auf Dauer nicht vom Fläschchen lassen . Vielleicht , weil sie selbst…? Aber das ist natürlich nur reine Spekulation! In manchen Fällen wird man schließlich um eine entsprechende Operation nicht herumkommen …
Denn eines sollte man sich klarmachen! Leidet man unter einer dauerhaften Nasenmuschelhypertrophie und ist die Nasenatmung dauerhaft behindert, ist das für den Körper nicht gut. Dann sollte man wirklich Lösungen anstreben, die diese Problematik dauerhaft bessern. Dies gilt auch und besonders, wenn die Problematik mit dem Schnarchen vergesellschaftet ist. Welche Möglichkeiten es gibt, wenn diese Problematik im Vordergrund steht, werde ich Euch in einem der nächsten Artikel berichten.
WICHTIG! Nasenspray trotzdem nicht verteufeln!
Dennoch möchte ich abschließend auch nicht generell die gute abschwellende Wirkung bei Erkältungskrankheiten in Frage stellen. Man sollte aber wirklich darauf achten, nicht in den Dauergebrauch zu rutschen. In jedem Fall empfehle ich die abschwellenden Substanzen zu bevorzugen, die Dexpanthenol enthalten, welches dazu beiträgt, dass die Schleimhäute auf Dauer nicht austrocknen. In manchen Fällen reicht vielleicht auch von vorne herein die Wirkung von Kindernasensprays- oder -Tropfen aus.
Links und Literaturhinweise:
Operationstechniken bei Hypertrophie der unteren Nasenmuscheln (2009) Veröffentlichung Oparu Uni Ulm
100.000 Deutsche sind süchtig nach Nasensprays, Artikel der Welt (2009)
R. Probst: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme Verlag, 2008, S. 49.
M. Maldona do Fernández, J. Mullol: Nonallergic rhinitis and primary ciliary dyskinesia. In: Otorhinolaryngology, Head and Neck Surgery. (European Manual of Medicine), M. Anniko (Hrsg.), Springer Verlag, 2008, S. 216.
P. Graf: Rhinitis medicamentosa: a review of causes and treatment. In: Treatments in respiratory medicine. Band 4, Nr. 1, 2005, S. 21–29, doi:10.2165/00151829-200504010-00003, PMID 15725047.
Vielen Dank für die Informationen zur HNO-Therapie. Ich werde den Artikel an einen Freund von mir weiterleiten. Er hat sehr viel Beschwerden im Bereich der Nase und des Rachens.
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gerne! gute Besserung für Deinen Freund!
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